Grußwort der AMK-Vorsitzenden
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
in diesem Jahr ist die Agrarministerkonferenz zu Gast in Bayern!
Knapp 100.000 bäuerliche Betriebe sorgen in Bayern täglich für hochwertige Lebensmittel auf unseren Tellern. Und die rund 700.000 bayerischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer bewirtschaften rund ein Viertel der deutschen Waldfläche und leisten einen wichtigen Beitrag für den Aufbau und den Erhalt gesunder, zukunftsfähiger Wälder – unserer grünen Lunge.
Das ist keine Selbstverständlichkeit! Diese Leistung ist nur möglich, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die Herausforderungen unserer Zeit verlangen klare Antworten, denn Ernährungssouveränität beginnt auf dem heimischen Acker. Regional vor global – das muss deshalb unsere Richtschnur sein. Ein weiteres Thema, das wir anpacken müssen, ist die überbordende Bürokratie: Unsere gut ausgebildeten Bäuerinnen und Bauern brauchen mehr Vertrauen. Weniger Vorschriften, mehr unternehmerische Freiheit - nur so begeistern wir junge Menschen für diesen wunderbaren Beruf.
Als Gastgeberin der Agrarministerkonferenz möchte ich in diesem Jahr Impulse setzen. Jetzt ist der Zeitpunkt, um in Brüssel mit vereinter Kraft aufzutreten. Denn vor uns liegt die große Aufgabe, die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2028 zu gestalten. Deutschland braucht eine starke Stimme in Europa. Unsere vielfältigen Strukturen und die große Leidenschaft in den Familienbetrieben sind unser Kapital. Für diese Vielfalt müssen wir uns mit all unserer Kraft einsetzen. Ich freue mich auf ein konstruktives und erfolgreiches Jahr.
Lassen Sie uns gemeinsam Weichen stellen. Für eine Landwirtschaft mit Zukunft. Für unsere Bäuerinnen und Bauern. Für unser Land.
Ihre
Michaela Kaniber
Bayerische Staatsministerin
für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus

Bedeutung des Agrarsektors und Betriebsstruktur
In Bayern hat die Land- und Forstwirtschaft eine große Bedeutung. So erzielen Land- und Forstwirtschaft mit ihren vor- und nachgelagerten Bereichen mit rund 208 Milliarden Euro über 12 Prozent aller Umsätze in Bayern. Jeder siebte Arbeitsplatz im Freistaat hängt mit der Agrar- und Forstwirtschaft sowie deren vor- und nachgelagerten Bereichen zusammen.
Etwa 100.000 landwirtschaftliche Betriebe wirtschaften im Freistaat – das sind rund ein Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland. Die in der Regel familiengeführten Betriebe haben eine durchschnittliche Größe von knapp 31 Hektar. Der Anteil der Nebenerwerbsbetriebe liegt bei 63 Prozent. Der Bayerische Weg in der Agrarpolitik setzt auf eine familiengeführte, regionale und nachhaltige Landwirtschaft, die wirtschaftliche, ökologische und soziale Ziele in Einklang bringt.

Flächennutzung
Bayern hat eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von rund 3 Millionen Hektar. Rund zwei Drittel davon werden ackerbaulich genutzt, mit einem Schwerpunkt auf Getreide und Ackerfutteranbau. Etwa ein Drittel wird als Dauergrünland bewirtschaftet.
Regional schwanken die Acker- und Grünlandanteile erheblich. So dominieren entlang des Alpengürtels und in den Mittelgebirgslagen das Dauergrünland, während das niederschlagsärmere Nordbayern oder die fruchtbaren Gäulagen Niederbayerns eher ackerbaulich geprägt sind.

Tierhaltung
Die Haltung von Nutztieren prägt seit jeher Bayerns Kulturlandschaft und ist eine tragende Säule der bäuerlichen Landwirtschaft. Rund zwei Drittel der Umsatzerlöse bayerischer Betriebe stammen aus der Nutztierhaltung. Dabei sind die durchschnittlichen Nutztierbestände im deutschlandweiten Vergleich kleinstrukturiert (z. B. 400 Mastschweine, 120 Zuchtsauen oder 45 Kühe). In Bayern gibt es in der Milchviehhaltung Betriebe, bei denen jede Kuh noch ihren Namen hat und Mensch und Nutztier sich kennen.
Die bayerischen Landwirte halten Nutztiere unter höchsten Standards. Bayern investiert jährlich rund 100 Millionen Euro in Tierwohl – also tagtäglich knapp 300.000 Euro. Einerseits fordert die Gesellschaft mehr Tierwohl, andererseits sind viele Verbraucher nicht bereit, sich an den Mehrkosten an der Ladentheke zu beteiligen. Daher ist es aus agrarpolitischer Sicht wichtig, die heimischen Familienbetriebe beim Umbau der Tierhaltung mitzunehmen. Sonst riskieren wir, dass hiesige Betriebe ihre Tierhaltung aufgeben müssen und tierische Produkte zukünftig aus Ländern mit deutlich geringeren Standards importiert werden müssen.
Weitere agrarpolitisch wichtige Themenfelder im Bereich der Nutztierhaltung sind die Notwendigkeit von Planungssicherheit für die Betriebe, der richtige Umgang mit dem Wolf zum Erhalt der Weidehaltung bis hin zum verantwortungsvollen Umgang mit Tierseuchen, die die Tiergesundheit und die wirtschaftliche Stabilität der Landwirtschaft maßgeblich beeinflussen.

Ökolandbau
Mit rund 11.800 Betrieben, die 430.000 Hektar Öko-Fläche bewirtschaften, und über 5.300 Öko-Verarbeitungsbetrieben ist Bayern Deutschlands bedeutendstes Öko-Bundesland (Stand Dezember 2024). Mit dem Landesprogramm „BioRegio 2030“ verbessern wir die Rahmenbedingungen für den Ökolandbau in Bayern stetig. Ziel ist es, den Anteil des ökologischen Landbaus gemeinsam mit allen Akteuren ausgerichtet an der Verbrauchernachfrage weiter auszubauen. Mit dem Kulturlandschaftsprogramm schafft Bayern dafür attraktive Förderbedingungen. Durch eine Steigerung des Anteils biologisch produzierter Lebensmittel in Kantinen oder dem Bayerischen Bio-Siegel unterstützt das Landwirtschaftsministerium den Absatz von Öko-Lebensmitteln. Die 34 Öko-Modellregionen decken rund 43 Prozent der Landesfläche Bayerns ab.

Ernährungssouveränität
Die sichere Versorgung mit Lebensmitteln gewinnt wieder an Bedeutung. Ziel ist die grundlegende Fähigkeit zur Eigenversorgung der Bevölkerung. Bayern verfügt dank langjährig vorausschauender Politik noch über eine hohe Ernährungssouveränität. In vielen Produktbereichen, beispielsweise Getreide, Kartoffeln, Milch, Rind- und Schweinefleisch, hat Bayern einen ausgeglichenen Selbstversorgungsgrad. Dazu trägt neben der starken Landwirtschaft eine breit gefächerte und leistungsfähige Ernährungswirtschaft bei. Diese reicht von handwerklichen Betrieben bis zu großen Industriebetrieben. Das sind optimale Voraussetzungen für ein umfangreiches Angebot regionaler Produkte. Um diese Strukturen zu erhalten und auszubauen, unterstützt der Freistaat mit einer Vielzahl von Maßnahmen die bayerische Land- und Ernährungswirtschaft beim Absatz regionaler Produkte, beispielsweise über die langjährig etablierten Qualitäts- und Herkunftssicherungszeichen „Geprüfte Qualität – Bayern“ oder das „Bayerische Bio-Siegel“. Getreu dem Motto „Wertschöpfung durch Wertschätzung“ tragen Verbraucherinnen und Verbraucher durch den Kauf regionaler Qualitätsprodukte gezielt zum Erhalt dieser wertvollen Strukturen bei.

Vielfältige Kulturlandschaften
Bayern als größtes Flächenland ist geprägt von vielfältigen naturräumlichen Voraussetzungen. Dies bildet die Grundlage für verschiedenste Kultur- und Betriebsformen. So findet sich mit der Hallertau das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt in Bayern, der Weinbau ist prägend für Franken und die ausgedehnten Alp- und Almflächen der Alpen sind Aushängeschild für das Tourismusland Bayern.

Forst
Bayern ist Waldland Nummer 1 in Deutschland. Mit rund 2,6 Millionen Hektar liegt fast jeder vierte Hektar deutscher Wald in Bayern. Bayern ist ausgesprochen waldreich, von den Bergwäldern im Süden bis zu den Eichen- und Buchenwäldern im Norden.
Die Wälder sind unverzichtbarer Bestandteil eines gesunden Lebensraumes und prägen die bayerische Heimat. Sie sind Lebensgrundlage und Beschützer im Klimawandel – sei es als Kohlenstoff- und Wasserspeicher, als Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen oder als Lieferanten des klimafreundlichen Rohstoffs Holz. Sie dienen uns Menschen als Erholungsort, schützen uns vor zahlreichen Naturgefahren und liefern uns sauberes Trinkwasser und Sauerstoff.
Rund 700.000 Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in Bayern pflegen den Wald und machen ihn fit für den Klimawandel. Ihr Einsatz stärkt den ländlichen Raum und hat darüber hinaus eine zentrale Bedeutung für die gesamte Gesellschaft. Der Freistaat Bayern unterstützt die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer durch Beratung, Förderung und Forschung beim Aufbau und Erhalt gesunder, zukunftsfähiger Wälder.

Diversifizierung/Tourismus
Bayerns landwirtschaftliche Betriebe sind wahre Alleskönner. Rund zwei Drittel der Betriebe haben sich mit Urlaub auf dem Bauernhof, Direkt- und Regionalvermarktung oder Energiegewinnung weitere unternehmerische Standbeine innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft aufgebaut. Diversifizierung findet zum größten Teil in Haupterwerbsbetrieben, aber auch in Nebenerwerbsbetrieben statt. Zusätzliche Einkommensquellen sichern die Hofnachfolge und die kleinteilige Agrarstruktur in Bayern und schlagen die Brücke zu einem attraktiven Tourismusstandort Bayern.

Vitale ländliche Räume
Den ländlichen Raum zu stärken, hat sich die Bayerische Staatsregierung besonders auf die Fahne geschrieben. Die Ländliche Entwicklung mit den erfolgreichen Instrumenten Integrierte Ländliche Entwicklung zur Unterstützung kommunaler Allianzen, Dorferneuerung und Flurneuordnung ist hierbei eine wesentliche Säule. Mit unseren Maßnahmen werden Dörfer attraktiver, verbessern wir die Grundversorgung, können leerstehende Gebäude saniert und wieder genutzt werden. Davon profitiert die gesamte Dorfgemeinschaft und die Lebensqualität im ländlichen Raum steigt. Darüber hinaus wird die Biodiversität gestärkt, Böden werden geschützt, Wasser wird in der Fläche zurückgehalten und die Agrar- und Infrastruktur wird verbessert.
Auch das EU-Förderinstrument LEADER wird in Bayern seit über 30 Jahren erfolgreich zur Stärkung ländlicher Regionen eingesetzt. Der breit angelegte und beteiligungsorientierte LEADER-Ansatz hilft, gezielt und passgenau Projekte für die Bedürfnisse vor Ort zu realisieren. Themenschwerpunkte sind Freizeit/Tourismus, Lebensqualität, Grundversorgung, Kultur/kulturelles Erbe, Bildung sowie Natur/Umwelt und Klima.

