Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Schleswig-Holstein ist ein Agrarland. Rund 62 Prozent der Landesfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Die Voraussetzungen für Landwirtschaft sind in Schleswig-Holstein ideal: gesundes Klima, gute Böden, ausreichend Wasser und eingebettet zwischen zwei Meeren. Die Landwirtschaft prägt unser Bundesland: Sie gestaltet die ländlichen Räume und ist ein wesentliches Element für deren Zukunftsfähigkeit. Die Landwirtschaft ist zwar in erster Linie Nahrungsmittelproduzent, aber sie wird immer vielfältiger und aktiver - beispielsweise im Tourismus, in der Energiewirtschaft und in der Landschaftspflege.
Die Land- und Forstwirtschaft sowie die Fischerei stehen weiterhin vor großen Herausforderungen. Einige dieser Herausforderungen werden Themen der diesjährigen Agrarministerkonferenzen sein. Ich freue mich, dass Schleswig-Holstein in 2023 den Vorsitz der Konferenz übernehmen darf und blicke gespannt auf die damit verbundenen Aufgaben. Lassen Sie uns gemeinsam intensiv zusammenarbeiten und konstruktive Lösungsansätze entwickeln.
2023 - weiterhin viele Herausforderungen
Das Jahr 2022 war insbesondere geprägt durch die Auswirkungen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine und deren Folgen. Die jüngste Entwicklung mit gezielten Angriffen Russlands auf zivile Infrastruktur erschüttert mich sehr. Es bleibt zu hoffen, dass es bald zu einem Ende des Krieges kommt. Solange dies jedoch nicht der Fall ist, gilt für uns als Agrarministerinnen und Agrarminister der Länder, dass wir die Kriegsfolgen für unsere Landwirtschaft herausstellen und gezielt adressieren. Die russische Invasion in die Ukraine hat weltweit zu Störungen der Märkte geführt und erfordert angepasste oder gar ganz neue Strategien zur Ernährungssicherheit oder Energieversorgung.
Ein weiteres, aktuelles Thema ist der Umbau der Tierhaltung. Die tierhaltenden Betriebe erwarten jetzt – und das zu Recht – klare und verbindliche Perspektiven, sowohl in der Haltungskennzeichnung, im Tierschutzrecht, als auch im Baurecht und in den Vorgaben zum Immissionsschutz. Der Erwartungsdruck seitens der Landwirtinnen und Landwirte an uns als Politikerinnen und Politiker ist enorm. Viele Betriebe ziehen derzeit eine Aufgabe ernsthaft in Betracht. Zunehmend geht das Vertrauen in die Politik - in uns - verloren. Dabei ist dieses Vertrauen elementar und dringend notwendig für die Bewältigung der zahlreichen Herausforderungen.
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) wird uns deshalb weiter beschäftigen. Der GAP-Strategieplan ist zwar am 21. November 2022 durch die EU-Kommission genehmigt worden, es zeichnen sich aber bereits Änderungen ab, mit möglichen Folgewirkungen auf die bekannten Rechtsgrundlagen. Insbesondere inhaltliche Änderungen bei den Direktzahlungen wären im Vorwege gemeinsam in der AMK zu beraten und zu beschließen.
Nach der Reform ist vor der Reform. Die aktuelle macht wiederholt deutlich, dass die Komplexität der GAP das Maß des Zumutbaren und Sinnvollen überschritten hat. Es ist zudem fraglich, ob die angestrebten Ziele der GAP wie eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft, eine (wirtschaftliche) Stabilität der ländlichen Räume, Versorgungssicherheit, Sicherung europäischer Nachhaltigkeitsstandards, Umwelt- und Naturschutz und nicht zuletzt Klimaschutz und Klimafolgenanpassung erreicht werden können.
Um aus dieser Reformsackgasse herauszukommen, braucht es neue Ansätze. Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat sich hierzu klar geäußert: Es müssen betriebswirtschaftlich attraktive Angebote für Landwirtinnen und Landwirte geschaffen werden, damit gesellschaftlich gewünschte Gemeinwohlleistungen im Klima-, Umwelt- und Naturschutz mit GAP-Mitteln honoriert werden. Ansatzpunkte sind die Zulassung von Anreizkomponenten und ggf. auch die überbetriebliche Organisation solcher Maßnahmen über Zusammenschlüsse von Landwirtinnen und Landwirten. Wir sollten uns in der Agrarministerkonferenz gemeinsam dazu rechtzeitig auf den Weg machen!
Trotz der Vielzahl an gewichtigen Themen ist es ein besonders Anliegen Schleswig-Holsteins für das Vorsitzjahr, dem inhaltlichen und offenen Austausch mehr Raum zu geben. Wir sollten uns die Zeit nehmen, Themen ohne den Zwang einer Beschlussfassung gemeinsam zu erörtern. Ich würde mir wünschen, dass uns dies trotz bestehender Herausforderungen in 2023 gemeinsam gelingt.
Ihr
Werner Schwarz
Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz
Drei große Naturräume kennzeichnen Schleswig-Holstein. Sie durchziehen das Land von Nord nach Süd. An der Westküste ist die Marsch vorherrschend mit ihren fruchtbaren Böden, die einst der Nordsee abgerungen wurden. An der Ostküste prägt das östliche Hügelland die Landschaft. Geformt durch die letzte Eiszeit finden sich hier viele Seen und Bäche, die Böden sind sehr fruchtbar. Folglich wird in beiden Regionen vorrangig Ackerbau betrieben. Die Mitte Schleswig-Holsteins bildet der Geestrücken. Hier sind die Böden sandiger und vor allem viehhaltende Betriebe haben sich dort angesiedelt.
Im Durchschnitt bewirtschaftet ein Betrieb in Schleswig-Holstein 81 ha. Fast zwei Drittel der gut 12.000 Betriebe im Land sind Futterbau- (überwiegend Rinder-, Schaf- oder Pferdehaltung) oder Veredlungsbetriebe (überwiegend Schweine- oder Geflügelhaltung). Bei knapp einem weiteren Drittel der Betriebe handelt es sich um spezialisierte Ackerbau-, Gartenbau,- und Dauerkulturbetriebe.
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche betrug 2021 ca. 980.000 ha und teilt sich auf in zwei Drittel Ackerland (657.000 ha) und ca. einem Drittel Dauergrünland (317.000 ha). Letzteres prägt das Bild Schleswig-Holsteins, denn vielerorts ist eine Nutzung als Grünland mit intensiver Beweidung standortbedingt die einzige Option. Auf dem Ackerland werden vorrangig Getreide (304.000 ha) und Silomais (177.000 ha) sowie Raps (62.000 ha) angebaut. Auf 8.300 ha erfolgt eine gartenbauliche Nutzung. Der Anbau von Hackfrüchte, Sonderkulturen, Leguminosen bzw. die Stilllegung von Flächen bilden die letzten Hektare ab.
Laut der letzten Landwirtschaftszählung in 2020 erreichte die Milcherzeugung einen Produktionswert im Landwirtschaftssektor von 27 Prozent und verdeutlicht damit, welchen bedeutenden Stellenwert Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein einnehmen. Den zweithöchsten Produktionswert erzielten die Futterpflanzen mit 15 Prozent, gefolgt von der Schweinehaltung mit 11 Prozent und der Getreideproduktion sowie Gartenbau mit jeweils ca. 10 Prozent.
Als Land zwischen den Meeren und mit vielen Binnengewässern ist die Fischerei überall im Land zu finden. Bei der Fischerei sind die vielen verschiedenen Sparten zu unterscheiden: Muschel-, Krabben-, Binnen-, Küsten- und Teichfischerei. Hinzu kommen noch die Aquakulturbetriebe.
Mit rund 173.000 ha Waldfläche ist Schleswig-Holstein das waldärmste Bundesland. Ungefähr die Hälfte dieser Fläche sind Privatwälder. Schleswig-Holstein verfolgt das Ziel, den Waldanteil im Land auf 12 Prozent zu erhöhen.
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